Diese Website nutzt Cookies, um Ihnen die bestmögliche Funktion bieten zu können.

Zu den Datenschutzbestimmungen

Von der Strategie zum Randstein

Gestaltung öffentlicher Raum Kreis 5

Von der Strategie zum Randstein

Durch eine ge­zielte Auf­wertung, soll die Aufenthalts- und Nutzungs­qualität der Strassen- und Platz­räume erhöht werden.

Auftraggeber

Stadt Zürich, Tiefbauamt

ZEITRAUM 

2010 - 2014

ANSPRECHperson

Men-Duri Gaudenz

m.gaudenz@planwerkstadt.ch

+41 (0)44 456 20 18

Architektur

Baumann Roserens Architekten AG, Zürich

Stadt Zürich, Industriequartier

Bei diversen Strassen­zügen im inneren Kreis 5 stehen Werkleitungs­erneuerungen an. Dies führt dazu, dass Trottoir- und Strassen­oberflächen in teils grösserem Ausmass aufgerissen werden. Die Stadt Zürich nutzt diese Gelegenheit, den öffentlichen Raum gezielt aufzuwerten sowie die Aufenthalts- und Nutzungs­qualität der Strassen- und Platzräume zu erhöhen. Das Resultat ist ein Leitbild für die Gestaltung der Strassen und Plätze. Es formuliert eine gemeinsame städtische Haltung und bildet die Grundlage für die Umsetzung.

Industriequartier um 1898 aus dem Luftballon von Eduard Spelterini: Die Heterogenität des Quartiers (Industrie, Gewerbe, Arbeiterhäuser, Blockrandbebauung) ist gut erkennbar. Das Gebiet zwischen Viadukt und Röntgenstrasse (ehemaliger Bahndamm) ist noch weitgehend unverbaut Foto: Eduard Spelterini aus dem Jahr 1898, Quelle: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich.

Der unter dem Namen innerer Kreis 5 bekannte oder als Quartier Gewerbeschule bezeichnete Stadtteil gehört zu den baulich dichtesten Stadtgebieten Zürichs. Hinzu kommt eine hohe Nutzungs­durchmischung und viele publikums­orientierte Nutzungen in den Erdgeschossen. Durch die sehr dichte Bebauung ist der Strassenraum häufig der einzige öffentliche Freiraum in der Nachbarschaft. Ihm kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu. Die Gestaltung der Strassenräume orientiert sich in der Regel an ähnlichen Prinzipien: Eine klare Zu­ordnung Haus-Trottoir-Strasse und eine einfache Gestaltung und Materialisierung. Viele Gastronomiebetriebe, Läden und verschiedene andere gewerbliche Nutzungen beanspruchen den öffentlichen Raum. Aus Platzgründen und mangels funktionaler Einbindung in den zur Verfügung stehenden Strassenraum ist eine sinnvolle Bespielung, jedoch vielerorts nicht möglich.

Type 1

Blockrandbebauung aus dem frühen 20. Jahrhundert: Sie gehört zu den dichtesten Baustrukturen der Stadt. Die Ausnützung der Grundstücke erreicht im inneren Kreis 5 im Durchschnitt 270 Prozent, in Eckliegenschaften gar bis 500 Prozent. Dem öffentlichen Strassenraum kommt daher eine wichtige Bedeutung zu.

Type 10
Type 15

Die Entwicklung des Verkehrs im inneren Kreis 5 hat in den letzten Jahren zu unbefriedigen­den Situationen geführt. So haben vor allem der abendliche Verkehr infolge  Parkplatzsuche, der Schleich­verkehr und die teils zu hohen Geschwindigkeiten zu einer Belastung für die Bevölkerung geführt. Aus dem Quartier sind beim Tiefbauamt diverse Anfragen und Anregungen zu dieser Thematik eingegangen. Das Interesse der Anwohnerinnen und Anwohner für eine Aufwertung des öffentlichen Stadtraumes im Quartier ist gross. 

In drei Workshop­veranstaltungen mit Vertreterinnen und Vertretern aus Quartier und Stadtverwaltung sind Konzeptansätze zur Aufwertung des Stadtraums und zur Führung des Verkehrs erarbeitet worden. Aufgrund dieser Ansätze konnte das eigentliche Leitbild formuliert werden. Das Leitbild macht übergeordnete Aussagen in Form von Leitsätzen und Konzeptplänen zu verschiedenen Themenfeldern. Für die verschiedenen Typen von Strassenräumen sind Prinzipschnitte zur Flächenverteilung sowie Erläuterungen zu Gestaltungselementen, Beleuchtung und Materialisierung erarbeitet worden. Für einen Teil der Strassenräume konnte Planwerkstadt die Prinzipien des Leitbilds im Rahmen einer Vorstudie überprüfen. Ein Grossteil der Strassenräume sowie der Platz an der Ecke Josef-/Langstrasse wurden unter Begleitung von Planwerkstadt im 2014 fertiggestellt.

Das Industriequartier
Die Geschichte des Zürcher Industriequartiers beginnt mit dem Eisenbahnbau. Seit der Eröffnung der Spanischbrötlibahn im Jahr 1847 führte der gerade Gleisstrang talwärts, quer durch das Sihlfeld, in Richtung Baden. 1856 wurde die Linie nach Oerlikon mit Damm, Brücke, Einschnitt und Tunnel fertiggestellt. Sie verschaffte Zürich den Bahnanschluss ans europäische Netz und erlaubte den Import von Kohle und Rohstoffen für die Industrie. Strassennamen wie Gasometer-, Fabrik- und Motorenstrasse im Umfeld des Limmatplatzes erinnern heute an die Geschichte dieses Ortes. Der obere Teil des Kreis 5 entwickelte sich überwiegend zu einem Wohnquartier. Mit der Eingemeindung von 1893 setzte ein enormer Bauboom ein.

Mit dem neuen Platz wurde ein urbaner Freiraum geschaffen, welcher sich optisch klar vom umliegenden Strassenraum abgrenzt.

Elemente der Gestaltung
Neupflanzung Traubenkirsche mit Baumscheibe, Wildpflästerung aus einheimischem Guber, bestehender Ahorn.

Type 13
Type 5
Die kleinteilige Pflästerung verleiht einen mosaik­ähnlichen, nahezu medi­terranen, Charakter.

Der Platz an der Ecke Josef-/Langstrasse übernimmt eine wichtige Scharnier­­funktion zwischen den unterschiedlich charakterisierten Strassen­räumen und bildet den Auftakt in die neue Begegnungszone Josef­strasse. Durch die Umgestaltung wird eine hohe Qualität für Aufenthalte von kurzer und mittlerer Dauer erreicht. Zudem soll die Platzgestaltung verbesserte Voraussetzungen für mögliche publikumsorientierte Erdgeschossnutzungen am Platz schaffen.

Die zurückhaltende aber bedürfnisgerechte Austattung unterstützt die Bedeutung des Ortes innerhalb des Quartiers. Eine hochwertige Pflästerung umgeben von den asphal­tierten Trottoirs markiert den Aufenthaltsbereich und ist das Haupt­erkennungs­merkmal des neuen Platzes. Die kleinteilige und unregelmässige Struktur der eingesandeten Wildpflästerung verleiht dem Platz einen mosaikähnlichen, nahezu mediterranen, Charakter.

Type 9

Der Kreis 5 ist Schmelztiegel verschiedenster Kulturen und Lebensstile.

Type 14
LEISTUNGEN PLANWERKSTADT AG
  • Organisation und Durchführung Leitbildprozess mit der städtischen Verwaltung und der Quartierbevölkerung
  • Erarbeitung umfangreicher Analysen zum Bearbeitungsperimeter
  • Erstellung Leitbild zur Gestaltung der öffentlichen Räume
  • Vorstudie für die Gestaltung eines Teils der Strassenräume
  • Vorstudie und gestalterische Baubegleitung Mikroplatz Ecke Lang-/Josefstrasse
Type 3
Text / Redaktion 
Men-Duri Gaudenz
Bilder 
Juliet Haller