Platz schaffen zwischen Dorfkern und Seeufer
Platz schaffen zwischen Dorfkern und Seeufer
AUFTRAGGEBERIN
Gemeinde Schmerikon
Tiefbauamt Kanton St. Gallen
ZEITRAUM
2015 - 2018
ANSPRECHPERSON
Men-Duri Gaudenz
+41 (0)44 456 20 18
LANDSCHAFTSARCHITEKTUR
Andreas Geser Landschaftsarchitekten AG
INGENIEUR
Schällibaum AG
Zur Schaffung eines attraktiven Dorfkerns mit hoher Aufenthaltsqualität soll der bis anhin verkehrsdominierte Zentrumsbereich von Schmerikon gestalterisch und betrieblich umgestaltet werden. Die Gemeinde lancierte hierfür zusammen mit dem Kanton St. Gallen im Jahr 2015 einen Studienauftrag mit Präqualifikation. Das daraus resultierte Siegerprojekt «Eglifisch» wurde anschliessend im Planungsteam zu einem Vorprojekt weiterentwickelt und die Aufwertungsmassnahmen konkretisiert. Herzstück der Planung ist ein verkehrsfreier, multifunktional nutzbarer Dorfplatz zwischen Altstadt und Bahnhof.
«Eglifisch» ist der Name des Siegerprojekts aus dem im Jahr 2015 durchgeführten Studienauftrag, welchen das Team um Andreas Geser Landschaftsarchitekten, Ingenieurbüro Heierle und Planwerkstadt (Verkehr) für sich entscheiden konnten. Der Egli, auch bekannt als Flussbarsch, gehört zu den beliebtesten heimischen Speisefischen. Sein Bestand ist derzeit in den Schweizer Gewässern nicht gefährdet. Visu: maaars architektur visualisierungen.
Die Hauptstrasse und Bahnhofstrasse bilden das Rückgrat der Entwicklung von Schmerikon am Zürichsee. Gewachsen entlang der Hauptverkehrsachse, bildet der historische Kern auch heute noch das Zentrum und weist eine vielfältige Nutzungsstruktur mit Dienstleistungen, Einzelhandel, Gastronomie und Wohnen aus. Aufenthaltsflächen, die in der St. Galler Seegemeinde zum Verweilen einladen und auch Läden attraktiver erscheinen lassen, sind rar. Aus diesem Anlass veranstaltete die Gemeinde Schmerikon zwischen Dezember 2014 und Mai 2015 einen Studienauftrag mit vier interdisziplinären Planungsteams zur Gestaltung des Zentrumsbereichs mit hoher Aufenthalts- und Freiraumqualität sowie für die Neuorganisation der kantonalen Hauptstrasse. Planwerkstadt im Team mit Andreas Geser Landschaftsarchitekten reüssierten als Sieger mit dem Projekt «Eglifisch».
Die Jury lobte die konzeptionelle Klarheit und die konsequente Umsetzung des Beitrags. Schmerikon sei die einzige Gemeinde am Obersee, die das Privileg habe, über eine solch grosse Freifläche im Zentrum zu verfügen. Mit dem Projekt des Planerteams käme diese Charakteristik neu zur Geltung.
Schmerikon rückt seine Vorzüge in den Vordergrund - die grosse Fläche im Zentrum schafft Platz. Visualisierung: nightnurse images GmbH.
Im April 2017 sprach sich die Bürgerversammlung für den Projektierungskredit zur neuen Ortsdurchfahrt aus. Mit grosser Mehrheit wurden die Projektierungskosten von CHF 670'000.-- gutgeheissen, obwohl die Vorlage im Vorfeld viel Polemik auslöste. Die Aufwertung des Strassenraums, welche langfristig Mehrwert für die Anwohnerschaft und das Gewerbe verspricht, überzeugte schliesslich. Der Wettbewerbsbeitrag bildete die Grundlage für die Weiterentwicklung zum Vorprojekt.
Die Grundidee der Gestaltung lässt sich auf die Setzung einer Vebindungsachse zwischen dem historischen Dorfkern und dem Bahnhof reduzieren. Dadurch entsteht eine vielfältig nutzbare Aufenthaltsfläche, an einem äusserst attraktiven Standort.
Entschleunigung
Die Gestaltung des Zentrums und die neue Ortsdurchfahrt durch Schmerikon werden so als zusammenhängende Erweiterung der Gemeinde gelesen und nachhaltig in ihr Umfeld integriert. Durch den weitgehenden Verzicht von Bäumen auf dem Dorfplatz, wird das geschützte Ortsbild der Seegemeinde am oberen Zürichsee hervorgehoben.
Die Kantonsstrasse wird nach Süden verschoben, wodurch ein Boulevard entlang der historischen Häuserzeile entsteht, welcher zum Flanieren und Verweilen einlädt.
Die Bahnhofstrasse verläuft neu von der Hauptstrasse her direkt zum Bahnhofsgebäude. So wird das Geviert mit dem Hotel Seehof und dem Haus Hirzel durch die neue Strasse mit einer Kastanienallee von westlicher Seite gefasst und dem Bahnhof als wichtiger Ankunftsort Rechnung getragen.
Die Verwandlung eines verkehrsdominierten Zentrumsbereichs in Schmerikon - künftig vs. heute. «Die wiedergefundene Freifläche im Zentrumsbereich stärkt die räumliche Präsenz der Häuserzeile und rückt die Verkehrsachsen in den Hintergrund.» Dies das Votum der Fachjury zum siegreichen Wettbewerbsbeitrag «Eglifisch».
In Folge der Strassenraumgestaltung wird das oberirdische Parkplatzangebot im Zentrumsbereich gegenüber dem Bestand reduziert. Durch eine optionale Tiefgarage unter dem neuen Dorfplatz kann das Angebot beibehalten bzw. gar erhöht werden. Es entsteht vielfältig nutzbarer und wertvoller Aussenraum für diverse Anlässe. Im Sinne einer zusammenhängenden sowie kostengünstigen Gestaltung, wird für den grössten Teil der Anlage Asphaltbelag verwendet. Zur optischen Unterscheidung werden dem Mittelstreifen auf der Kantonsstrasse Mineralien beigemischt. Die Sitzbereiche erhalten eine einheitliche Natursteinpflästerung, die den dörflichen Charakter aufnehmen.
Im März 2018 wurde den Schmerkmerinnen und Schmerkmern an der Vorversammlung zur Bürgerversammlung das Vorprojekt präsentiert und die Bevölkerung zur Mitwirkung eingeladen. Der Gemeinderat entscheidet im Spätsommer über das weitere Vorgehen. Die Abstimmung über den Baukredit wird zweiteilig erfolgen. So kommt es nur zu einer Abstimmung über die Tiefgarage mit 70 Parkplätzen sofern der Kredit für den Zentrumsplatz und die Ortsdurchfahrt gesprochen wird. Der Kostenteiler zur Finanzierung des Baukredits ist noch offen. Die Gemeinde versucht derzeit via Agglomerationsprogramm eine Beteiligung des Bundes an den Kosten zu erreichen.
- Erarbeitung Siegerprojekt Studienauftrag (Verkehrsplanung)
- Verkehrskonzept zum Vorprojekt der Kantons- und Gemeindestrassen
- Erläuterungsbericht Verkehr
- Befahrbarkeitsüberprüfung
- Öffentlichkeitsarbeit (Präsentation vor Bevölkerung und Anstösser)