Nächster Akt im Stadttheater?
Nächster Akt im Stadttheater?
AUFTRAGGEBER
Stadt Luzern, Baudirektion
ZEITRAUM
2015 - 2018
ANSPRECHPERSON
Men-Duri Gaudenz
+41 (0)44 456 20 18
Das Stadttheater mitten in Luzern hat eine lange Geschichte. Der historische Theaterbau stösst an seine räumlichen Kapazitätsgrenzen und eine Erneuerung und Erweiterung sind dringend notwendig. Die Stadt Luzern hat die Möglichkeiten zur Optimierung der Theaterinfrastruktur am Theaterplatz mit einem Testplanungsverfahren geprüft. Planwerkstadt organisierte und begleitete das kooperative Planungsverfahren.
Das Luzerner Theater wurde bereits dreimal saniert seit der Eröffnung mit Schillers Wilhelm Tell im Jahr 1839. Die prominente Lage an der Reuss ist bestechend: Blick auf das Hotel Seidenhof, das Theater, der Freienhof und die Jesuitenkirche. (Bild: Stadtarchiv Luzern, vor 1948)
Das Luzerner Theater ist das älteste und einzige professionelle Mehrspartenhaus in der Zentralschweiz. Es bringt mit eigenen Ensembles ganzjährig alle darstellenden Künste auf die Bühne: Oper, Schauspiel, Tanz und Figurentheater. Damit hält das Luzerner Theater die reiche und jahrhundertelange Theatertradition Luzerns lebendig, die bereits mit den mittelalterlichen Oster- und Fastnachtsspielen begann. Das historisch wertvolle Gebäude aus dem Jahr 1839 wurde dreimal saniert und verschiedene Entwicklungsmodelle wurden erprobt. Die Räumlichkeiten des beliebten Kulturschauplatzes erfüllen die erhöhten Sicherheitsansprüche nicht mehr. Auch sind die betrieblichen Anforderungen aus der Theaterszene gewachsen und im heutigen Zustand nicht mehr zeitgemäss. Der heutige Standort am Theaterplatz wird in Luzern weitum favorisiert: ein Ort für alle Luzernerinnen und Luzerner, Passanten wie Theaterbesucher und -macher; es ist ein offener, gesellschaftlicher Versammlungspunkt inmitten der Altstadt zwischen Rathaus, Markt, Kirche und Parlament stadtbildprägend am Ufer der Reuss. Die geglückten Versuche mit der interimistischen Theaterbox zeigen, dass dieses Angebot gesucht wird.
Sicht auf das Theater und den Rathaussteg (Bauhistorisches Gutachten zum Stadttheater Luzern, Büro ADB, S. Moeri)
Um die Umsetzbarkeit einer Erneuerung der heutigen Infrastruktur zu prüfen, wurde ein Testplanungsverfahren durchgeführt. Mit diesem diskursiven Verfahren konnten die Erkenntnisse in einem direkten Dialog erarbeitet werden. Begleitet wurde das Verfahren durch ein mit externen sowie stadt- und kantonsinternen Fachleuten besetztes Begleitgremium. Die Aufgabe der drei teilnehmenden Planungsteams namentlich Team Bosshard & Luchsinger Architekten AG, Luzern, Team ARGE Büro Konstrukt mit TGS Architekten, Luzern, sowie Team HHF architekten eth bsa sia, Basel, bestand darin, auf konzeptioneller Stufe Lösungsansätze für einen Umbau mit Ergänzungsbau sowie für einen Neubau zu entwerfen. Für alle Beteiligte hat sich die Testplanung als geeignetes Verfahren herausgestellt. Als sehr wertvoll hat sich die intensive Auseinandersetzung mit der Aufgabe – im Dialog zwischen allen Beteiligten anlässlich der Zwischenbesprechungen – erwiesen.
Die Testplanung hat viele wertvolle Erkenntnisse hervorgebracht. Aus städtebaulicher Sicht lassen sich sowohl ein Neubau als auch ein Umbau mit Ergänzungsbau umsetzen. Während die grosse Flexibilität bezüglich des Raumprogramms für einen Neubau sprechen, bietet ein Umbau mit Ergänzungsbau viel Potenzial im Anknüpfen an die Identität des Ortes. Die Erkenntnisse der Testplanung wurden anfangs September 2018 der Öffentlichkeit präsentiert und sollen nun mit der Bevölkerung und der Politik diskutiert werden, bevor zum weiteren Vorgehen Entscheide gefällt werden.
Blick von Norden auf den Planungsperimeter (Modell). Varianten zu Flexibilität und Kapazität (Darstellung in Farbe: HHF architekten).
Die Testplanung hat unter anderem gezeigt, dass der Altbau umstrukturiert werden kann. (Bild: HHF architekten)
Die Auseinandersetzung mit dem Standort Theaterplatz im Rahmen der Testplanung verdeutlichte, dass die Lage in der Luzerner Innenstadt für ein Theater der richtige Ort ist. Dieser ermöglicht es, dass das Theater als Teil des Stadtalltags fungiert und das öffentliche Leben und der Theaterbetrieb in vielfältiger Weise in Berührung kommen. Es konnte zudem aufgezeigt werden, dass sowohl eine Erweiterung wie auch ein Neubau an diesem Standort möglich sind und sich diese in den städtebaulich anspruchsvollen Kontext integrieren lassen. Es wurde aber auch ersichtlich, dass der städtebauliche Spielraum gering ist und die Realisation des vollen Raumprogramms den Standort in städtebaulicher Hinsicht strapaziert.
Nächster Schritt: Architekturwettbewerb
Das Grundstück des Theatergebäudes ist dem Verwaltungsvermögen der Stadt Luzern zugeordnet. Die Bau- und Zonenordnung der Stadt Luzern ist auf den Grundriss des heutigen Theatergebäudes abgestimmt und der Zone für öffentliche Zwecke zugeteilt. Wie die Testplanung gezeigt hat, wird ein künftiges Theatergebäude sowohl bei einem Umbau mit Erweiterung und Neubau grösser als das heute bestehende Theatergebäude. Basierend auf dem konkreten Bauprojekt für ein neues Theater am Theaterplatz (Resultat qualitätssicherndes Verfahren) müssen die Bau- und Zonenordnung der Stadt Luzern als auch das Grundstück und der Baurechtsperimeter angepasst werden. Da sich alle Grundstücke im Eigentum der Stadt Luzern befinden, ist kein Landerwerb notwendig. Die Anpassung der Bau- und Zonenordnung untersteht dem fakultativen Referendum (Volksabstimmung).
In einem nächsten Schritt will die «Projektierungsgesellschaft Neues Luzerner Theater» unter dem Vorsitz von Stadtpräsident Beat Züsli, einen Architekturwettbewerb vorbereiten (mehr Infos seitens Stadt Luzern). Die Vorgaben dafür sollen dem städtischen Parlament im Winterhalbjahr 2020/21 vorgelegt werden. Mit Ergebnissen aus dem Wettbewerbsverfahren wäre dann bis im Frühjahr 2022 zu rechnen. Gut Ding will Weile haben. «Eine städtebaulich hervorragende Architektur für ein modernes, betrieblich und kulturell gut funktionierendes Theatergebäude am heutigen Standort ist möglich.», so ist die Projektierungsgesellschaft überzeugt.