Integrale Aufwertung des Seeufers
Integrale Aufwertung des Seeufers
Gemeinde Thalwil
2017 - 2018
Dieter Zumsteg
+41 (0)44 456 20 11
Zusammenarbeit
planikum GmbH Landschaftsarchitektur und Umweltplanung
Das Thalwiler Seeufer ist ein attraktiver und bei der Bevölkerung beliebter Erholungsraum, der verschiedenen Ansprüchen genügen muss. Im Zusammenhang mit dem geplanten «Entlastungsstollen Thalwil» für den Schutz vor Sihlhochwasser bietet sich die besondere Chance einer gesamtheitlichen Planung. Im Auftrag der Gemeinde Thalwil koordinierte Planwerkstadt die unterschiedlichen Interessen und erarbeitete mit dem Masterplan eine wichtige Grundlage für die Umsetzung nach- und nebengeordneter Planungen und Projekte.
Mit der Globalisierung setzte um 1945 der Abstieg der Textilindustrie ein. 1970 gab es die Färberei in Thalwil nicht mehr, aber unter dem Namen «Zentrum Färberei» wurden Teile der Fabrikgebäude von verschiedenen Betrieben weitergenutzt. Der Niedergang der Textilfirmen hatte auch Auswirkungen auf das Landschaftsbild. So wurde um 1981 die Anlage direkt am See abgerissen und die Seeanlage Farb entstand, welche heute eine beliebte Erholungsfläche für die Bevölkerung von Thalwil ist.
Im Jahr 2005 entging die Stadt Zürich nur äusserst knapp grossen Hochwasserschäden. Mit dem Variantenentscheid vom 27. Oktober 2017 hat sich der Zürcher Regierungsrat für einen «Entlastungsstollen Thalwil» ausgesprochen, der ein Hochwasser in der Sihl aus dem Raum «Rütiboden» bei Gattikon (Thalwil) in den Zürichsee abführen würde. Das Auslaufbauwerk in den Zürichsee liegt inmitten des Thalwiler Siedlungsgebiets, dies wird entsprechende Auswirkungen auf die heutigen Verhältnisse, vor allem im Bereich des öffentlichen Strandbads, mit sich bringen. Vor dem Hintergrund, dass bei der Gemeinde Thalwil ebenfalls verschiedene Planungs- und Bauvorhaben anstehen, bietet sich die grosse Chance einer integralen Aufwertung des Seeufers. Der Masterplan dient der erforderlichen Abstimmung aller raumwirksamen Vorhaben von Kanton, Region und Gemeinde mit dem Ziel einer hohen Qualität.
Das Seeufer ist, abgesehen von einer privaten Parzelle, im Sommer auf der ganzen Länge für die Öffentlichkeit zugänglich. Im Winter bietet die Seeanlage Farb Platz für Erholungssuchende. Neben der Zugänglichkeit machen die Nutzungs- und Gestaltungsdiversität das Seeufer zu einem attraktiven und beliebten Treffpunkt für die Bevölkerung von Thalwil und zu einem wichtigen Standortfaktor für die Gemeinde. Die Attraktivität führt dazu, dass das Seeufer in Thalwil, wie alle Ufer von Schweizer Seen in der Nähe von Siedlungsgebiet, einem hohen Nutzungsdruck unterliegt. Dabei muss es verschiedenen Ansprüchen (Badegäste, Erholungssuchende, Bootsbesitzer, Sportler, Fischer etc.) genügen und über entsprechende Infrastruktur verfügen. Die Bootshabe Bürger und die Gebäude des Strandbads Bürger I sind in schlechtem baulichem Zustand und müssen dringend saniert werden. Mit der Seeuferplanung Bürger wird diesem Umstand Rechnung getragen.
Das Auslaufbauwerk des Entlastungsstollens Thalwil liegt inmitten des Thalwiler Siedlungskörpers und erfordert bauliche Eingriffe am Seeufer. Die Vorhaben sollen so koordiniert werden, dass Synergien genutzt werden können und ein Mehrwert für die Thalwiler Bevölkerung resultiert.
Die Gemeinde ist stetig daran, die öffentlichen Freiräume und die Bauten am Seeufer in einem guten Zustand zu halten. So wurden seit 2003 verschiedenste Projekte realisiert. Unter anderem wurde der Seeuferweg erstellt. Als Ersatzmassnahmen für den Seeuferweg erfolgten Renaturierungen bei der Seeanlage Marbach und bei der Seeanlage Gerbi. Weiter wurden die Schiffstation Thalwil durch eine neue Platzgestaltung und die Sanierung der Ufermauer aufgewertet und der Abschnitt zwischen der Schiffstation und dem Känzeli neu gestaltet und ein Steg erstellt. Geplant sind zudem der Bau des Seeuferwegs beim Seebad Ludretikon und bei der Seeanlage Kern (2018 erfolgte die Erneuerung der WC-Anlage Farb).
Mit den im Masterplan definierten Massnahmen unternimmt die Gemeinde Thalwil einen weiteren wichtigen Schritt, dass das Seeufer auch in Zukunft eine hohe Attraktivität geniesst.
Der Hafen Farbsteig (Bild oben) wird um eine zusätzliche seeseitige Mole erweitert. Dadurch können die Bootsplätze der Bootshabe Bürger verlegt und am Standort Farbsteig konzentriert werden. Aufgrund der Erweiterung des Hafens Farbsteig Richtung See muss der Schiffsteg der Schiffstation Thalwil (Bild links) verlängert werden.
Das Strandbad Bürger I muss für den Bau des Auslaufbauwerks des Entlastungsstollens grösstenteils abgerissen werden. Zusammen mit dem erweiterten Standbad Bürger II entsteht ein neues, zusammenhängendes Strandbad Bürger.
Schematischer Längsschnitt durch den Entlastungsstollen mit Ein- und Auslaufbauwerk IG Sihl-Entlastungsstollen, Kanton Zürich, AWEL (Vorprojekt Technischer Bericht, Stand: 02.05.2017).
Perimeter des von Planwerkstadt erarbeiteten legislativen Gestaltungsplans.
Planwerkstadt erarbeitete den Masterplan in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde Thalwil und unter Einbezug der kantonalen Vertreterinnen und Vertreter. Dabei wurden eine Auslegeordnung und Beschreibung aller raumwirksamer Rahmenbedingungen und Planungen im Raum vorgenommen, eine Darstellung der gegenseitigen Abhängigkeiten erarbeitet und ein zeitlich wie auch räumlich koordiniertes Vorgehen der unterschiedlichen Planungen aufgezeigt.
Durch den Einbezug der wichtigsten Anspruchsträgerinnen und -träger und unter Berücksichtigung deren Interessen konnten konkrete, von allen Beteiligten unterstützte Massnahmen definiert werden. Diese gilt es in den nach- und nebengeordneten Planungen umzusetzen, da sie für deren Gelingen eine wertvolle Basis bilden.
Die angestrebte Verbindlichkeit wurde mit einer den Masterplan ergänzenden Vereinbarung erreicht, welche vom Gemeinderat von Thalwil und der Baudirektion des Kantons Zürich Anfang 2019 unterzeichnet wurde. Die Vereinbarung stellt sicher, dass die im Masterplan festgelegten Massnahmen entsprechend der Zuständigkeiten und Kompetenzen der Projektpartner umgesetzt werden.
Die Gemeinde führte für den Bereich zwischen den Strandbädern Bürger I und II bereits im Herbst 2016 einen Studienauftrag auf Einladung durch, um architektonische und landschaftliche Gestaltungsvorschläge für das Seeufer Bürger zu erhalten. Als Sieger resultierte der Vorschlag des Büros planikum. Das Vorprojekt bildet die Basis für den legislativen Gestaltungsplan, welchen Planwerkstadt erarbeiten durfte. Der Perimeter (siehe Orthofoto oben) des Gestaltungsplans liegt gemäss Bau- und Zonenordnung der Gemeinde Thalwil in der Erholungszone.
- Aufbau einer geeigneten Projektorganisation und Ablaufplan
- Erstellen einer Auslegeordnung und Beschreibung aller Planungen sowie deren Abhängigkeiten
- Anlaufstelle der Gemeinde zur Koordination der kantonalen Fachstellen
- Koordination der kantonalen Anliegen
- Interessenabwägung zwischen Raumplanung und Natur- und Heimatschutz
- Erarbeitung eines koordinierten Vorgehens
- Erstellung Schlussprodukt