Feinschliff am Escher-Wyss-Areal
Feinschliff am Escher-Wyss-Areal
Auftraggeberin
Allreal AG
Zeitraum
2003 - 2018
Ansprechperson
Dieter Zumsteg
+41 (0) 44 456 20 11
Im Jahr 2002 erwirbt Allreal vom Winterthurer Technologiekonzern Sulzer den Restbestand des Escher-Wyss-Areals im Umfang von sechs Hektaren im gleichnamigen Quartier in Zürich-West. Die Transformation vom einstigen industriellen Zentrum der Schweizer Maschinenindustrie zum durchmischten Trendviertel ist in vollem Gang. Allreal konzipierte für das Gebiet eine Entwicklungsstrategie mit langfristigem Planungshorizont, welche am Fortbestand des Produktionsstandorts festhält. Planwerkstadt unterstützte das Immobilienunternehmen bei der komplexen planungs- und baurechtlichen Auslegeordnung. Im September 2017 war das neue Geschäftshaus am Schiffbauplatz nach zweieinhalb Jahren Bauzeit bezugsbereit. Planwerkstadt hat 2012 den zugrunde liegenden ergänzenden Gestaltungsplan Schirmhaus erstellt.
Der Hochkamin mit Wasserreservoir an der Giessereistrasse steht unter Denkmalschutz. Er ist einer der identitätsstiftenden Wahrzeichen des Escher-Wyss-Areals.
Die Attraktivität einer Stadt spiegelt sich in den Einwohnerzahlen. Seit 2014 ist in Zürich wieder die Grenze von 400'000 Einwohnerinnen und Einwohnern überschritten. Ende der Achtzigerjahre zeigte sich ein ganz anderes Bild. Mit rund 350'000 Einwohnern wurde 1989 ein Tiefststand in Zürich gemessen. Dem Anspruch verbunden, die Lebens- und insbesondere Wohnqualität in Zürich wieder zu verbessern, lag auch das Zitat der ehemaligen SP-Stadträtin Ursula Koch, «Die Stadt ist gebaut», aus dieser Zeit, zugrunde. In ihrer Rede vor dem Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein SIA hatte die Vorsteherin des Hochbaudepartements 1988 die Meinung vertreten, dass die Stadt nicht neu- sondern umgebaut werden sollte, da unbebaute Freiflächen in und um die Stadt nur noch sehr beschränkt zur Verfügung stehen.
Abschied vom Monokulturdenken
Mit Vehemenz widersetzte sich die einstige erste Präsidentin der SP-Schweiz der Öffnung der früheren Industriezonen für Büronutzungen. Sie propagierte stattdessen eine Durchmischung verschiedener Nutzungsarten in einem Gebiet. Ein Abschied vom Monokulturdenken, sei angezeigt, wie sie es in ihrer Rede vor dem SIA ausführte.
Basierend auf einem Rahmengestaltungsplan über das gesamte Escher-Wyss-Areal, welcher vom Zürcher Gemeinderat 1995 beschlossen wurde, erfolgte die schrittweise Entwicklung der Teilareale mittels ergänzender stadträtlicher Gestaltungspläne. Der GP Schirmhaus bildete den sechsten Gestaltungsplan dieser Reihe. Im Dezember 2017 erlangte ein weiterer von Planwerkstadt erarbeiteter GP für das Baufeld D (dunkle Färbung) die Rechtskraft.
In Zürich-West hat das Postulat für mehr Nutzungsvielfalt verfangen. Die Stadt und Private haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Bau-, Verkehrs- und Freiraumvorhaben im einstigen Herzstück der Schweizer Industriegeschichte realisiert. Die Liste ist lang und unvollständig: Der Technopark, das Steinfels-Areal, die zweite Bühne des Schauspielhauses im Schiffbau, der Turbinenplatz, Puls 5 über der früheren Giessereihalle, welche erhalten und ins Projekt integriert wurde, der 126 Meter hohe Prime Tower auf dem Maag-Areal oder die sanierte Hardbrücke und die neue Tramlinie durch Zürich-West sind nur einige Beispiele zur Belebung des Industriequartiers.
Es wird gearbeitet auf dem Escher-Wyss-Areal – heute wie früher. Inzwischen ist hier die Giessereistrasse als neue öffentliche Verbindung zwischen Hardstrasse und Turbinenplatz entstanden. Aufnahme Schwarz/Weiss: Zentrifuge produziert durch Escher Wyss Mitte der Achtzigerjahre Fotoalbum D. Merkofer.
Ist der Wandel zum durchmischten Quartier damit geglückt? Mehr Kultur und Bildung sind eingekehrt und neuer Wohnraum ist entstanden. Restlos vom Markt absorbiert sind die hochpreisigen Immobilienangebote aber bis dato noch nicht, wen wundert es. Da und dort gibt es unvermietete und unverkaufte Wohnobjekte zu vermelden, was die Frage aufwirft, ob für das richtige Segment gebaut wurde.
ENTWICKLUNGSGEBIET ZÜRICH-WEST
Im kantonalen Richtplan wird das Gebiet als Zentrumsgebiet von kantonaler Bedeutung bezeichnet. Im regionalen Richtplan wird es als Mischgebiet charakterisiert. Dabei handelt es sich oft um ehemalige Industrieareale, die infolge des Strukturwandels nur noch bedingt für die industrielle Produktion benötigt werden.
Über das gesamte Escher-Wyss-Areal wurde 1995 vom Stadtzürcher Parlament ein privater Gestaltungsplan erlassen, welcher in groben Zügen die Nutzung und Entwicklung der definierten Baufelder sowie die Erschliessung regelt. Zwischenzeitlich sind verschiedene ergänzende private Gestaltungspläne mit detaillierten Regelungen erstellt worden. Diese waren Voraussetzung für die Neubauten und Umnutzungen wie Technopark, Steinfels-Areal, Puls 5 etc.
Allreal holte sich als grösste Grundeigentümerin auf dem Escher-Wyss-Areal Rat und gründete nach dem Kauf einen Beirat unter der Leitung des Zürcher Alt-Stadtpräsidenten Josef Estermann. Es reifte die Überzeugung, die bestehende industrielle Nutzung fortzuführen und den Standort schrittweise aufzuwerten. Für Allreal galt es, zuerst die wirtschaftlichen, planerischen und baulichen Voraussetzungen für den Erhalt respektive Ausbau des innerstädtischen Industriestandorts zu schaffen. Danach konnte die industrielle Nutzung auf dem Areal räumlich weiter optimiert und frei werdende Grundstücke, industrieverträglich oder industrienah, beplant und bebaut werden.
Made in Switzerland
Die Escher Terrassen ragen 60 Meter in die Höhe. Das von e2a Eckert Eckert Architekten AG entworfene Wohnhochhaus integriert das ehemalige Modellmagazin der Sulzer-Escher-Wyss. Die Probebühnen des Opernhauses sind neu im Modellmagazin angesiedelt. Bild: Allreal AG.
Im Jahr 2014 realisierte Allreal das 19-geschossige Wohnhochhaus Escher-Terrassen mit 51 Wohnungen. Der Neubau integriert das ehemalige Gussmodellmagazin der Escher-Wyss an der Hardturmstrasse aus dem Jahr 1900. Das Modellmagazin ist neuer Standort für die Probebühnen des Opernhauses, welche vorher an der Hardstrasse ihr Domizil hatten.
Gleich neben dem alten Probebühnen-Standort befindet sich der Forschungsbetrieb der MAN sowie die Energie-, Druckluft und Wärmezentrale des gesamten Werkareals. Letztere wurde im 2013 durch ein dezentrales System ersetzt. Beide Gebäude wurden 2015 abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. Um den Neubau zu ermöglichen, erarbeitete Allreal mit Unterstützung von Planwerkstadt einen privaten ergänzenden Gestaltungsplan Schirmhaus. Der Zürcher Stadtrat hat diesen im Dezember 2012 genehmigt. Basierend darauf hat Allreal einen Architekturwettbewerb mit internationaler Beteiligung durchgeführt. Die Jury hat im April 2014 das Projekt von Baukontor Architekten einstimmig zur Weiterbearbeitung empfohlen. Das neue Geschäftshaus konnte im Herbst 2017 fertiggestellt werden. Parallel wurde der öffentliche Raum beim Schiffbauplatz sowie die Gestaltung der angrenzenden Giessereistrasse in Angriff genommen. Die Gestaltung der Umgebungsfläche von 5'900 m2 wurde 2014 durch vetschpartner Landschaftsarchitekten AG konzipiert (Projektwettbewerb) und 2017 realisiert.
Das kleine Werk von vetschpartner ist hier erhältlich.
Mit dem Architekturwettbewerb unterstrich Allreal die Absicht, am neu gestalteten Schiffbauplatz ein qualitativ hochwertiges und städtebaulich überzeugendes Projekt zu realisieren. Das Siegerprojekt von Baukontor Architekten AG wurde zwischen April 2015 und September 2017 fertiggestellt. Oben Visualisierung: Baukontor Architekten.
Das Geschäftshaus am Schiffbauplatz konnte nach zweieinhalb Jahren Bauzeit im Herbst 2017 eingeweiht werden. Nebst Gastrokonzept im EG sind 13'000m2 Büroflächen auf fünf Geschossen entstanden. Die Gestaltung des Freiraums wurde 2014 durch vetschpartner Landschaftsarchitektur AG, Zürich konzipiert und 2017 realisiert.
Planwerkstadt unterstützte Allreal bei beiden Aufgabenstellungen in Form einer Koordination der Projekte mit den städtischen Anliegen. Für die Giessereistrasse wurde zusätzlich eine Vorstudie zur Gestaltung des Strassenraums erstellt. Die nächsten Entwicklungsschritte auf dem Areal sind bereits im Gang. Für das Baufeld D an der Hardstrasse 301 wurde Ende 2017 die Baueingabe für ein weiteres Bürogebäude eingereicht, welches bis 2020 errichtet sein dürfte.
Leistungen Planwerkstadt AG
- Planungs- und baurechtliche Analyse (Planungsinstrumente, Eigentumsverhältnisse, Dienstbarkeiten etc.)
- Ermittlung Nutzungspotential
- Erarbeitung des Gestaltungsplans Schirmhaus
- Erarbeitung des Gestaltungsplans Baufeld D
- Koordination und Begleitung Gestaltung öffentlicher Raum Schiffbauplatz
- Vorstudie Gestaltung Giessereistrasse