Erdgeschosse mit Publikum beleben das Quartier
Erdgeschosse mit Publikum beleben das Quartier
Auftraggeber
Stadt Zürich, Amt für Städtebau
Zeitraum
2012 - 2014
Ansprechperson
Philip Knecht
+41 (0)44 456 20 15
In der Stadt Zürich existieren zahlreiche historisch gewachsene oder später entstandene Quartierzentren. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur dezentralen Quartierversorgung. Der Stadtrat hat dies erkannt und schlägt vor, im Rahmen der Teilrevision der Bau- und Zonenordnung neue Vorschriften zur publikumsorientierten gewerblichen Nutzung der Erdgeschosse einzuführen. Damit sollen belebte Orte mit einer hohen Nutzungsvielfalt erhalten oder neu geschaffen werden. Planwerkstadt entwickelte eine Methodik zur Bestimmung dieser Orte, definierte deren Umfang und formulierte entsprechende Vorschriften für die Stadtzürcher Bauordnung.
Genossenschaft Kalkbreite: Das Erdgeschoss, wie auch die ersten beiden Obergeschosse der neu erbauten Siedlung von Müller Sigrist Architekten AG im Zürcher Kreis 4, werden an Läden, Kulturräume, Gastronomielokale, Büros und Ateliers vermietet. Dadurch wird eine gute Durchmischung und ein vielfältiges Angebot angestrebt. Die Genossenschaft suchte gezielt Betriebe, die zukunftsweisende Geschäftsideen verfolgen und zur Grundversorgung des Quartiers beitragen sowie den Ort beleben. Bild: Martin Stollenwerk, Zürich.
Um den aktuell hohen Verdichtungs- und Erneuerungsdruck in der Stadt Zürich in eine qualitätvolle Richtung zu lenken, wollte der Stadtrat die Bau- und Zonenordnung (BZO) in der laufenden Teilrevision 2016 in verschiedenen Bereichen anpassen. Das primäre Ziel des Teilprojekts «Quartierorientiertes Gewerbe in Erdgeschossen» ist eine möglichst hohe Nutzungsvielfalt in den Erdgeschossen an bestimmten Orten in der Stadt. Dies soll über Regelungen erfolgen, die publikumsorientierte Erdgeschosse direkt vorschreiben oder zumindest das Wohnen an gewissen Lagen in den Erdgeschossen ausschliessen. Je nach zugrunde liegender Zonierung, sollen unterschiedlich strenge Nutzungsvorschriften gelten. Es werden entweder «gewerbliche Nutzungen» im Allgemeinen oder «publikumsorientierte gewerbliche Nutzungen» im Speziellen gefordert.
Unter Erdgeschossen wird das ebenerdig gelegene Erschliessungs- oder Eingangsgeschoss eines Gebäudes verstanden. Neben der Funktion als Visitenkarte des Gebäudes prägen Erdgeschosse durch ihre Gestaltung oder eben ihre Nutzung, im besonderen Mass auch den öffentlichen Raum. Erdgeschosse, welche Publikumsverkehr auslösen, beleben den Ort und machen diesen zu einem wichtigen Bestandteil eines attraktiven Stadtraums.
GIS-Auswertung zur Lagebestimmung
Planwerkstadt analysierte für das gesamte Stadtgebiet anhand einer GIS-Auswertung die ÖV-Erschliessungsqualität sowie die heutige und künftig zu erwartende Einwohner- und Arbeitsplatzdichte. Diese Auswertung war Basis für die Differenzierung der resultierenden Lagen, an denen Festlegungen zu den Erdgeschossen beabsichtigt sind.
Liegen die in den BZO-Ergänzungsplänen «Erdgeschossnutzungen» für hoch zentrale Lagen (Plätze, Strassenkreuzungen, ÖV-Haltestellen) ausgeschiedenen Bereiche in Kern-, Quartiererhaltungs- oder Zentrumszonen, werden im Erdgeschoss explizit publikumsorientierte gewerbliche Nutzungen vorgeschrieben. Als solche gelten Nutzungen mit einem hohen Öffentlichkeitsgrad wie Verkaufsgeschäfte, Gastronomiebetriebe oder Gewerbe mit Laufkundschaft. In den übrigen Zonen sind im Erdgeschoss neben publikumsorientierten Nutzungen auch andere gewerbliche Nutzungen möglich.
Ergänzungsplan Albisriederplatz: Auf dem gesamten Stadtgebiet wurden an 55 Plätzen, Strassenkreuzungen oder ÖV-Haltestellen Bestimmungen formuliert. Diese gelten für Erdgeschosse, die dem öffentlichen Raum zugewandt sind.
Kriterien für die Festlegung dieser Nutzungsanordnungen waren zum einen bereits bestehende Standorte etablierter publikumsorientierter Nutzungen, und zum anderen Standorte mit einer hohen Passantenfrequenz. Wo eine planerische Absicht besteht oder bereits Entwicklungen absehbar sind, wurden der Bestimmung auch ausgewählte Lagen zugeordnet, die in Zukunft einen Beitrag zur Belebung und Durchmischung eines wichtigen öffentlichen Stadtraums leisten sollen (namentlich in den Neubaugebieten).
Im Quartier einkaufen, konsumieren, verweilen und sich austauschen.
Übersichtsplan Erdgeschossnutzungen (Quelle: BZO 2016, Erläuterungsbericht nach Art. 47 RPV)
- Ermittlung und Darstellung von Erfolgsfaktoren eines Zentrums
- GIS-Auswertung der ÖV-Erschliessungsqualität
- Beispielsammlung von Bestimmungen aus Städten und Gemeinden
- Definition einer Methodik für die Ausscheidung konkreter Orte
- Anwendung der Methodik an Untersuchungsgebieten
- Definition der gesamtstädtischen Bestimmungen