Ein neuer Begegnungsort auf der Hungerinsel
Ein neuer Begegnungsort auf der Hungerinsel
AUFTRAGGEBER
Stadt Zürich, Wasserversorgung
ZEITRAUM
2017 - 2018
ANSPRECHPERSON
Men-Duri Gaudenz
+41 (0)44 456 20 18
Zwischen Hechtplatz und Limmat steht der Jubiläumsbrunnen der Wasserversorgung der Stadt Zürich (WVZ). Das Brunnenprojekt «Sardona» siegte in einem offenen Projektwettbewerb, den die WVZ 2018 aus Anlass ihres 150-jährigen Bestehens durchführte. Planwerkstadt konnte im Auftrag der Stadt Zürich den zweistufigen Projektwettbewerb begleiten.
Zürich ist eine Stadt der Brunnen. Über 1‘200 Brunnen prägen das Stadtbild – jeder einzelne verfügt über eine eigene Geschichte. Brunnen tragen viel zur Lebensqualität in der Stadt bei. Der öffentliche Zugang zu Wasser in Trinkqualität ist weltweit einmalig. Die Wasserversorgung Zürich sorgt dafür, dass in der Stadt Zürich jederzeit genügend Trinkwasser in bester Qualität zur Verfügung steht. Das Wasser stammt zum grössten Teil aus dem Zürichsee, daneben nutzt die Wasserversorgung auch Grundwasser und Quellwasser.
Die Wasserversorgung Zürich ist ein kommunales Unternehmen mit rund 280 Mitarbeitenden. Innerhalb der Stadtverwaltung Zürich gehört sie zum Departement der industriellen Betriebe. Zu ihren Anlagen gehören vier Wasserwerke, eine Steuerzentrale, 21 Reservoire, 29 Pumpwerke, 1‘550 km Wasserleitungen und rund 8‘000 Hydranten. Die Wasserversorgung der Stadt Zürich (WVZ) feierte 2018 ihr 150-jähriges Bestehen und wollte aus diesem Grund der Stadt Zürich und ihrer Bevölkerung einen neuen Brunnen schenken. Zur Erlangung einer grossen Vielfalt von Entwürfen führte die Wasserversorgung Zürich mit der Unterstützung von Planwerkstadt im Jubiläumsjahr einen zweistufigen Projektwettbewerb im offenen Verfahren durch.
WASSER STEHT IM ZENTRUM
Im Zentrum der Aufgabenstellung stand das Wasser. Im Rahmen des Projektwettbewerbs wurde eine breite Auseinandersetzung mit diesem Thema erwartet. Zentrale Grundlage des Projektwettbewerbs bildete das Vorprojekt Limmat-/Utoquai. Ziel dieses städtischen Projektes war neben verschiedenen Sanierungs- und Anpassungsnotwendigkeiten eine Aufwertung der stadträumlichen Gestaltung entsprechend ihrer Lage und Bedeutung: Das Potenzial der Riviera als Flaniermeile entlang der Limmat soll als Promenade aktiviert werden. Gestalterinnen und Gestalter aus den Disziplinen Kunst, Architektur, Landschaftsarchitektur, Ingenieurwesen, Design u.ä. waren teilnahmeberechtigt. Die Teambildung war möglich, aber nicht vorausgesetzt. Zur 1. Stufe wurden 137 Projekte eingereicht. Nach der Kenntnisnahme der Ergebnisse der Vorprüfung und Auswertung der 133 zur Beurteilung zugelassenen Projekte wurden sieben Projekte zur 2. Stufe zugelassen.
Was waren die besonderen Herausforderungen beim Bau des Sardonabrunnens seit dem Spatenstich Mitte Februar? Nebst den erschwerten Bedingungen infolge Corona war dies mit Sicherheit die aufwendige handwerkliche Machart. Die Sardona-Steine aus den Glarner Alpen und der Surselva mussten sehr sorgfältig und mehrschichtig angeordnet werden, damit sie mit einer Mörtelschicht ausgegossen werden konnten, welche im Anschluss noch geschliffen wurde.
Kannst du ein paar Eckwerte geben zu eurem jüngsten Werk für die Wasserversorgung der Stadt Zürich? Der Brunnen hat ein Ausmass von 6x9m mit einem Fassungsvermögen von rund 2‘500 Litern. Während der 10-monatigen Bauzeit war ein Team von teils bis zu 10 Personen beteiligt. Wir waren eng involviert und durften auch selber Hand anlegen nach entsprechender Einführung.
Ein Projekt der besonderen Art – errichtet in nur 10 Monaten? Ja, wir sind sehr erfreut über das Ergebnis und hoffen, dass der Jubiläumsbrunnen auch von der Bevölkerung gut aufgenommen wird. Uns als Verfasser war wichtig, die Herkunft und Kostbarkeit des Wassers bewusst zu machen. Dem hektischen Stadttreiben im öffentlichen Raum setzt unser Brunnen mit Ruhe und Gelassenheit entgegen. In den nächsten Monaten wird das Tiefbauamt entlang des Utoquais weitere Aufwertungsmassnahmen in Angriff nehmen, welche die Aufenthaltsqualitäten an der Riviera noch erhöhen dürften.
Der gebaute Brunnen kurz vor Enthüllung. (Bild: Philip Knecht)
Die Qualität des Projekts «Sardona» hat die Jury überzeugt. Das Projekt erfüllt sowohl die technischen wie die gestalterischen Anforderungen, ebenso sind Benutzbarkeit und Funktionalität gegeben
Im Quervergleich der verschiedenen Projekte stand die Erlebbarkeit des Wassers im Zentrum der Diskussion. Nach einer intensiven Debatte über die Form und den Inhalt eines Jubiläumsbrunnens empfahl die Jury das Projekt «Sardona» der Auftraggeberin zur Weiterbearbeitung und Realisierung. Laut Jurybericht hat das Siegerprojekt einen hohen künstlerischen Stand und verspreche, die Hungerinsel wieder zu einem Begegnungsort zu machen. Es würdige die Verdienste der 150-jährigen Wasserversorgung der Stadt Zürich und übe durch die Visualität und Akustik eine grosse Faszination für das Element Wasser aus.
Feier aufgeschoben
Zwischenzeitlich ist das Siegerprojekt von Timon Reichle zusammen mit JANS Landschaftsarchitektur & öffentlicher Raum sowie Christian Aubry (Baukunst Graubünden, Ausführung) umgesetzt. Der neue Brunnen sprudelt seit Mitte Dezember 2020 am Limmatquai. Die angestrebte einfache aber raffinierte Form ist perfekt verarbeitet und subtil ausgeführt. Die Einweihung erfolgt offiziell, infolge Pandemie, zu einem späteren Zeitpunkt. Im Moment plätschert der Brunnen ruhig vor sich hin. Einfach schön. Hoffentlich bleibt er unversehrt für lange Zeit.
- Empfehlung zur Wahl und Ausgestaltung des Verfahrens
- Definition der Eckwerte zum Verfahren, Abklärung der Rahmenbedingungen
- Formulieren der Aufgabenstellung (in Zusammenarbeit mit WVZ und TAZ)
- Organisation und Begleitung des Verfahrens
- Ausschreibung/Publikation Wettbewerb (simap, Amtsblatt)
- Vorprüfung der 1. und 2. Stufe inkl. Koordination mit externen Fachpersonen
- Organisation und Vorbereitung Jurierung der 1. und 2. Stufe
- Verfassen Wettbewerbsprogramm und Jurybericht
- Organisation Ausstellung der Projekte